Interview mit einer Buchhändlerin

Britta Maschek, 45, Tolle Geschichten – Buchhandlung in Klein Borstel

Ich lese sehr gerne und viel und kaufe häufig in der kleinen Buchhandlung bei uns in der Nähe. Besonders gut an diesem Buchladen gefällt mir, dass die Inhaberin Frau Maschek immer und für jeden einen Buchtipp hat. Das hat mich so interessiert, dass ich die Gelegenheit genutzt und ein Interview mit ihr geführt habe. Dabei hat sie mir etwas über ihren Werdegang erzählt, mir einiges über den Buchhandel und ihren Berufsalltag verraten und sich zu möglichen Bedrohungen gegenüber dem Buchgeschäft geäußert.

Wann und wie sind Sie auf die Idee gekommen einen Buchladen zu gründen? 

Die Idee zu einem eigenen Buchladen hatte ich schon lange, doch dann wurde ich erstmal schwanger. Einige Jahre später musste der Buchladen, in dem ich arbeitete, schließen und nun stellte sich die Frage: Was jetzt? Der Entschluss aus diesem Laden hier einen Buchladen zu machen, war eigentlich eine ganz spontane Entscheidung.

Was haben Sie vorher beruflich gemacht?

Ursprünglich habe ich vier Semester Wirtschaft studiert, dann jedoch festgestellt, das ist nichts für mich. Ich habe während meiner Schulzeit schon Praktika in Buchläden und Bibliotheken gemacht und bin dann trotz Abitur in den Buchhandel eingestiegen. Denn das war es, was ich immer wollte. Ich habe eine Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin gemacht und die Ausbildereignungsprüfung absolviert.

Welche Bücher lesen Sie am liebsten?

Ich lese alles! Am liebsten natürlich Erwachsenenromane, aber auch Kinder-, Jugend- und Sachbücher. Allerdings darf es nicht zu blutig sein.

Lesen Sie alle Bücher, die Sie im Laden haben? Nein, bei circa 3000 Büchern im Laden schaffe ich das nicht und manche interessieren mich auch einfach nicht. Ich lese im Jahr zwischen 100 und 120 Büchern und das ist vergleichsweise schon sehr viel. Ich versuche aber in viele hineinzulesen oder wenigstens die Klappentexte zu überfliegen.

Wenn Ihnen ein Buch nicht gefällt, schicken Sie es dann an den Verlag zurück? Oder wie funktioniert das?

Die Verlage schicken ihre Veröffentlichungsprogramme und manchmal auch Leseexemplare. Ich kann entscheiden, was zu unserer Kundschaft passen könnte. Ich bin aber nicht gezwungen ein Buch zu kaufen.

Glauben Sie, e-books könnten das gedruckte Buch verdrängen?

Nein. Oder höchstens teilweise. Immer mehr Leute kaufen e-books und die Buchhandlungen haben immer weniger Vorräte. In den USA beispielsweise liegt der Anteil von e-books bei 30%. Doch ganz wird das gedruckte Buch nicht verdrängt werden. Und wenn es tatsächlich so kommt, soll es so sein.

Was bedeutet das für Sie?

Ich könnte mein Lager nicht verkaufen. Und da Buchläden kaum Verdienst am e-book haben, müsste ich den Laden irgendwann schließen.

Haben Sie Angst davor, Amazon könnte die Buchläden ausrotten?

Nein. Irgendwann werden die Leute durch dunkle Städte gehen und dann wird ein Umdenken stattfinden. Das beginnt jetzt schon, indem die Leute die Läden hier in der Umgebung unterstützen wollen. Aber wenn es so kommen sollte, ist das so! Dann muss ich mir was Neues überlegen.

Was für Möglichkeiten haben Sie denn damit umzugehen?

Ich würde mich mehr auf Geschenkartikel und mehr Spielsachen spezialisieren. Oder ich müsste den Laden verkaufen und mir dann etwas anderes ausdenken.

Literaturfestival Berlin 2013

Tage in Berlin: Internationales Literaturfestival

Bunt – Laut- Direkt – Grell – Groß
…das ist unsere Hauptstadt Berlin. Hier prallen  die unterschiedlichsten Kulturen aufeinander. Geht man die Straße entlang, begrüßen einen Pakistani, Türken, Afrikaner und reihen sich koreanische, chinesische und italienische Restaurants aneinander. Hier ist Platz für Träumer, jeden Schauspieler, Sänger oder Künstler, der glaubt, an diesem Ort berühmt werden zu können, um sich dann doch eher schlecht als recht durchzuschlagen.
Denn diese Stadt ist gnadenlos ehrlich und trifft schnell eine Auslese. Dennoch bekommt man bei einem Besuch sofort das Gefühl, dass Berlin tatsächlich ein Knotenpunkt mit unglaublicher Anziehungskraft ist. Weltoffen – passend also, dass auch dieses Jahr wieder Berlin Gastgeber des internationalen Literaturfestivals ist. Und wir – das ASG – sind dabei.

12. September, 16.00 – Haus der Berliner Festspiele
Nach der dreistündigen Busfahrt sitzen wir nun in den tiefen samtroten Klappsitzen vor der großen Bühne und hören dem 17-jährigen Slammer zu, der oben auf der Bühne steht und  seinen Text „Ich bin ein Nachtweltenbummler“ in erstaunlicher Geschwindigkeit, und dennoch mit starker Ausstrahlung und großer Präzision, vorträgt. Die Veranstaltung trägt den Titel: „U20 – Poetry Slam mit Schülern aus Berliner Schulen“. Die 12- bis 17-jährigen Teilnehmer stellen sich nacheinander vor das Mikrofon, tragen ihre selbstgeschriebenen Texte vor und holen sich anschließend ihren Applaus ab. Ein wunderbarer Einstieg in unsere kleine Reise in die Literatur und Sprache.

13. September, 8.30 – Pfefferberg – am Rand von Berlin Mitte
Wir stehen im Hof einer ehemaligen Backsteinfabrik, vor unserem Hostel mit Namen „Das Pfefferbett“. Nach einem leckeren Frühstück machen wir uns nun, bei Sonnenschein, auf den Weg in das Grips-Theater, wo wir an einem Theaterworkshop teilnehmen wollen. Thema ist das Buch „Méto – Das Haus“ des französischen Autors Ives Grevet.

12.00 – Grips Theater
Wir sitzen in einem großen Raum, uns gegenüber Ives Grevet, aus dessen Buch wir die letzten drei Stunden Szenen analysiert und nachgestellt haben. Nun bekommen wir die Gelegenheit, dem Autor von internationaler Größe Fragen zu stellen und über die Thematik seines Buches zu philosophieren und zu diskutieren.

13.00 – Mühlenstraße an der Spree – Friedrichshain
Nach einem Besuch des türkischen Markts am Planufer in Kreuzberg laufen wir nun die Mühlenstraße an der „East Side Gallery“ entlang. Die Reste der Berliner Mauer, die von 1961-1989 die Stadt in zwei Hälften und zwei politische Welten trennte, sind über und über mit Graffitis und Bildern besprüht und bemalt. Bekannte Künstler wie auch einfache Straßenkünstler haben sich hier verewigt und eine schlichte Betonmauer zu einem einzigartigen Mahnmal werden lassen.

18.00 – Weinmeisterhaus – Berlin Mitte
„Literarischer Nachtsalon“
„Und das ist mein kleines Haus in Argentinien“, erzählt die argentinische Autorin Inés Garland, während sie uns einen kleinen Film über ihr Heimatland zeigt. Soeben hat sie eine Lesung zu ihrem Buch „Wie ein unsichtbares Band“ gegeben. Zuvor gab es eine Lesung und ein anschließendes Gespräch mit Andreas Schulz zu seinem Buch „Herr Ostertag macht Geräusche“. Mit den jeweiligen Thematiken des argentinischen Bürgerkrieges und Zeitreisen könnten die Bücher nicht unterschiedlicher sein, was diesen Abend jedoch nur noch interessanter macht.

14. September, 11.00 – Gendarmenmarkt – Berlin Mitte
Heute ist schon der letzte Tag unserer kurzen Reise und den wollen wir mit der Erkundung der Stadt verbringen. Gerade sind wir die Treppe des französischen Doms bis zur Aussichtsplattform  hinaufgestiegen, um danach auf dem roten Teppich, der auf den Stufen des Konzerthauses Berlins liegt, ein Gruppenbild zu machen. In einem kleinen Kiosk kaufen wir Postkarten und machen uns schließlich auf den Weg zum Holocaust-Mahnmal. Die grauen Betonklötze bilden ein seltsames Labyrinth und werfen dunkle Schatten. Zwar kann man, durch die gerade Anordnung, von jedem Punkt des Labyrinths aus einen Ausgang sehen, dennoch ist jeder ganz für sich zwischen den ein bis fünf Meter hohen Klötzen. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich mich verloren fühlen soll inmitten dieser grauen Quader oder durch sie geschützt vor fremden Blicken, in Ruhe in meinem Gedenken.

12.13 – Brandenburger Tor – Berlin Mitte
Wir stehen auf dem Pariser Platz, das Brandenburger Tor vor uns und ein Straßenkünstler an meinem Arm, der mir ein Henna-Tattoo aufmalt. Auf dem Platz tummeln sich Touristen aus aller Welt, und vereinzelt zwischen ihnen die als deutsche und amerikanische Soldaten verkleideten Schauspieler, die sich ein paar Münzen für Fotos mit ihnen dazuverdienen. Und tatsächlich stehen nicht wenige Japaner mit ihren iPads davor und knipsen wie wild drauf los. Direkt daneben steht eine Pferdekutsche mit einer Hochzeitsgesellschaft davor. Diese Stadt brummt nur so vor Leben an einem Samstagvormittag.

14.00 – Pfefferberg – Berlin Mitte
Nach einem Spaziergang über das Bundestagsgelände und weiter entlang am Ufer der Spree, an der Museumsinsel vorbei, sind wir nun wieder auf dem Pfefferberg angekommen. Wir stehen draußen auf dem Hof, neben uns unsere Taschen und Koffer. Zeit um „Tschüß“ zu sagen und in die schönste Stadt der Welt zurückzukehren.