Olympi-Jaaaaaa!!!

Montag, 17. März:
„Olympi-Ja“ steht auf der Titelseite einer großen Hamburger Lokalzeitung. Gleich die halbe Titelseite war damit beschrieben. Am Ende: Der Verweis auf viele weitere Seiten. Seiten, auf denen auch Informationen hätten stehen können, die wesentlich interessanter, informativer und wichtiger wären. Denn die Reaktionen verschiedener Leute bei der Bekanntgebung der Bewerberstadt sind ziemlich belanglos.

Nachrichten eines Privatsenders: Oben rechts in der Ecke steht auch „OLYMPI-JAAA“.
Jeder Bus und jede Bahn: „Feuer und Flamme für Spiele in Hamburg“
Briefmarken mit dieser Aufschrift.
Und, und, und…

So langsam reicht es aber auch. Wie soll es denn am Samstag werden, wenn sich der DOSB dann wirklich entscheidet? Oder wenn der IOC Hamburg den Zuschlag gibt? Und wird jetzt weiterhin jeden Tag eine Seite „Olympia in Hamburg“ erscheinen, bis es 2024 endlich vorrüber ist? Außerdem ist es ja noch nicht geschafft, denn drei Hürden sind noch zu nehmen: Samstag, wenn der DOSB entscheidet; der Volksentscheid, wenn die Hamburger abstimmen dürfen; und noch das IOC, der wohl die größte Hürde sein wird.

Ist das nicht doch zu viel Euphorie?

10 Fakten zu Olympia in Hamburg

Im folgenden sollen in der Presse publizierte Fakten zu Olympia in Hamburg wiedergegeben und anschließend kommentiert werden.

1. Die Olympischen Spiele sind trotz aller Risiken eine große Chance für die sportliche, gesellschaftliche, und wirtschaftliche Entwicklung Hamburgs.

Das klingt sehr optimistisch und fast schon unrealistisch. Egal welche Risiken es sind.

2. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wird am 21.03.2015 in Frankfurt am Main entscheiden, ob sich Hamburg oder Berlin für die Olympischen Spiele 2024 bewerben soll.

Inzwischen wurde eine Empfehlung abgegeben. Es soll Hamburg sein. Warum auch immer möchte der DOSB aber am Samstag noch einmal entscheiden. Danach dürfen die Hamburger abstimmen und zu guter Letzt entscheidet das IOC.

3. Die Stadtentwicklung werden durch die Olympischen Spiele geprägt.

Ja. Die Entwicklung Hamburgs wird wohl geprägt, aber ob sie im positiven oder negativen Sinne geprägt wird ist unklar. (Wobei dies auch Geschmackssache ist) Ein großes ungenutztes Stadion wäre zum Beispiel nicht so schön, genau so wie Schnellbahntrassen ins nirgendwo. Neue Wohnungen wiederrum wären ein Fortschritt

4. Sport und Kultur gehören zusammen.

Das stimmt wohl, aber bedeutet dies, dass gleich ein gigantisches Sportturnier veranstaltet werden muss?

5. Hamburg muss sich trauen.

Auf jeden Fall!!! Sich für eine solche Investition bereitzuerklären ist nicht ohne. Es kann sehr sehr viel schief gehen. Ist halt sehr gewagt.

6. Olympia fördert den Nachwuchs im Vereinsport

Das wäre ein sehr erfreuliches Ergebnis, denn in Hamburg verlieren Sportvereine immer mehr Mitglieder. Dies liegt wohl an zunehmender anderer Beschäftigung z.B. durch Videospiele und an den immer weniger werdenden Geburten .

7. Olympische Spiele bringen der Stadt mehr als sie kosten.

Wenn das klappt, dann hat die Idee der Nachhaltigkeit gewirkt. Ist dies nicht der Fall, dann wären die Spiele ein Schuss in den Ofen. Dieses Risiko einzugehen ist wie gesagt sehr gewagt.

8. Die Sommerspiele fördern den Wohnungsbau.

Was? Klingt erst einmal sinnlos, aber wenn durch das Stadion auf dem kleinen Grasbrook der „Sprung über die Elbe“ endlich klappt (nach der IBA ind igs war das ja nur teilweise der Fall), dann könnten dort mehr Wohnungen gebaut werden, wobei das Stadion auch Wohnraum wegnimmt. Auf dem olympischen Gelände können sowieso nur wenige Wohnungen entstehen.

9. Olympia verbindet die Völker der Welt.

Der Grundgedanke der modernen Spiele. Nur muss das auch klappen. Dies tut es zwar weitgehend, aber das Attentat auf die Winterspiele 1972 in München verrät anderes. Auch ist es zu Bezweifeln, dass Terrorgruppen vor den Spielen schrecken und ihre Attentate einstellen.

10. Hamburg hat schon viele geeignete Arenen.

Ja, Hamburg hat zwar viele Arenen, die aber auch noch erweitert und hergerichtet werden müssen. Hinterher soll ja hinterher wieder rückgebaut werden…

 

Das Geld regnet ja scheinbar vom Himmel

Interview mit einer Buchhändlerin

Britta Maschek, 45, Tolle Geschichten – Buchhandlung in Klein Borstel

Ich lese sehr gerne und viel und kaufe häufig in der kleinen Buchhandlung bei uns in der Nähe. Besonders gut an diesem Buchladen gefällt mir, dass die Inhaberin Frau Maschek immer und für jeden einen Buchtipp hat. Das hat mich so interessiert, dass ich die Gelegenheit genutzt und ein Interview mit ihr geführt habe. Dabei hat sie mir etwas über ihren Werdegang erzählt, mir einiges über den Buchhandel und ihren Berufsalltag verraten und sich zu möglichen Bedrohungen gegenüber dem Buchgeschäft geäußert.

Wann und wie sind Sie auf die Idee gekommen einen Buchladen zu gründen? 

Die Idee zu einem eigenen Buchladen hatte ich schon lange, doch dann wurde ich erstmal schwanger. Einige Jahre später musste der Buchladen, in dem ich arbeitete, schließen und nun stellte sich die Frage: Was jetzt? Der Entschluss aus diesem Laden hier einen Buchladen zu machen, war eigentlich eine ganz spontane Entscheidung.

Was haben Sie vorher beruflich gemacht?

Ursprünglich habe ich vier Semester Wirtschaft studiert, dann jedoch festgestellt, das ist nichts für mich. Ich habe während meiner Schulzeit schon Praktika in Buchläden und Bibliotheken gemacht und bin dann trotz Abitur in den Buchhandel eingestiegen. Denn das war es, was ich immer wollte. Ich habe eine Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin gemacht und die Ausbildereignungsprüfung absolviert.

Welche Bücher lesen Sie am liebsten?

Ich lese alles! Am liebsten natürlich Erwachsenenromane, aber auch Kinder-, Jugend- und Sachbücher. Allerdings darf es nicht zu blutig sein.

Lesen Sie alle Bücher, die Sie im Laden haben? Nein, bei circa 3000 Büchern im Laden schaffe ich das nicht und manche interessieren mich auch einfach nicht. Ich lese im Jahr zwischen 100 und 120 Büchern und das ist vergleichsweise schon sehr viel. Ich versuche aber in viele hineinzulesen oder wenigstens die Klappentexte zu überfliegen.

Wenn Ihnen ein Buch nicht gefällt, schicken Sie es dann an den Verlag zurück? Oder wie funktioniert das?

Die Verlage schicken ihre Veröffentlichungsprogramme und manchmal auch Leseexemplare. Ich kann entscheiden, was zu unserer Kundschaft passen könnte. Ich bin aber nicht gezwungen ein Buch zu kaufen.

Glauben Sie, e-books könnten das gedruckte Buch verdrängen?

Nein. Oder höchstens teilweise. Immer mehr Leute kaufen e-books und die Buchhandlungen haben immer weniger Vorräte. In den USA beispielsweise liegt der Anteil von e-books bei 30%. Doch ganz wird das gedruckte Buch nicht verdrängt werden. Und wenn es tatsächlich so kommt, soll es so sein.

Was bedeutet das für Sie?

Ich könnte mein Lager nicht verkaufen. Und da Buchläden kaum Verdienst am e-book haben, müsste ich den Laden irgendwann schließen.

Haben Sie Angst davor, Amazon könnte die Buchläden ausrotten?

Nein. Irgendwann werden die Leute durch dunkle Städte gehen und dann wird ein Umdenken stattfinden. Das beginnt jetzt schon, indem die Leute die Läden hier in der Umgebung unterstützen wollen. Aber wenn es so kommen sollte, ist das so! Dann muss ich mir was Neues überlegen.

Was für Möglichkeiten haben Sie denn damit umzugehen?

Ich würde mich mehr auf Geschenkartikel und mehr Spielsachen spezialisieren. Oder ich müsste den Laden verkaufen und mir dann etwas anderes ausdenken.

Pflanzt die Nationalmannschaft jetzt Bäume?

Donnerstag, der 12.6.2014 in São Paulo, kurz vor 22:00 Uhr nach MESZ:

Die Nationalmannschaften von Brasilien und Kroatien laufen in das Stadion ein.

Dann kommt der Anpfiff… Kroatien am Ball.

Dann der Abpfiff… Brasilien gewinnt.

STOPP! Das war schon zu spät. Was passiert bevor die Mannschaften einlaufen? Klar, der Trainer bespricht in der Kabine die letzten Spielzüge. Aber auch das ist schon zu spät.

Wie kommen die Spieler eigentlich von ihrem Quartier zum Stadion?

Mit dem Flugzeug? Mit Autos? Mit Bussen? Mit Fahrrädern? Zu Fuß?

Letzteres wäre wohl am besten für die Fitness der Spieler, ist aber bei 5694km Reiseweg der Deutschen in der Vorrunde doch ein bisschen viel.

Da bleibt eigentlich nur noch das Flugzeug als sinniges Verkehrsmittel.

So wird allein nur für die Mannschaft in der Vorrunde ein CO2-Ausstoß von Rund 50 Tonnen nur durch das Fliegen produziert.

Um dieses CO2 innerhalb eines Jahres durch Bäume zu binden, müsste die Mannschaft 5000 Bäume pflanzen. Das wäre auch gut für die Fitness der Spieler.

Herzlichen Glückwunsch, liebe Umwelt.

Literaturfestival Berlin 2013

Tage in Berlin: Internationales Literaturfestival

Bunt – Laut- Direkt – Grell – Groß
…das ist unsere Hauptstadt Berlin. Hier prallen  die unterschiedlichsten Kulturen aufeinander. Geht man die Straße entlang, begrüßen einen Pakistani, Türken, Afrikaner und reihen sich koreanische, chinesische und italienische Restaurants aneinander. Hier ist Platz für Träumer, jeden Schauspieler, Sänger oder Künstler, der glaubt, an diesem Ort berühmt werden zu können, um sich dann doch eher schlecht als recht durchzuschlagen.
Denn diese Stadt ist gnadenlos ehrlich und trifft schnell eine Auslese. Dennoch bekommt man bei einem Besuch sofort das Gefühl, dass Berlin tatsächlich ein Knotenpunkt mit unglaublicher Anziehungskraft ist. Weltoffen – passend also, dass auch dieses Jahr wieder Berlin Gastgeber des internationalen Literaturfestivals ist. Und wir – das ASG – sind dabei.

12. September, 16.00 – Haus der Berliner Festspiele
Nach der dreistündigen Busfahrt sitzen wir nun in den tiefen samtroten Klappsitzen vor der großen Bühne und hören dem 17-jährigen Slammer zu, der oben auf der Bühne steht und  seinen Text „Ich bin ein Nachtweltenbummler“ in erstaunlicher Geschwindigkeit, und dennoch mit starker Ausstrahlung und großer Präzision, vorträgt. Die Veranstaltung trägt den Titel: „U20 – Poetry Slam mit Schülern aus Berliner Schulen“. Die 12- bis 17-jährigen Teilnehmer stellen sich nacheinander vor das Mikrofon, tragen ihre selbstgeschriebenen Texte vor und holen sich anschließend ihren Applaus ab. Ein wunderbarer Einstieg in unsere kleine Reise in die Literatur und Sprache.

13. September, 8.30 – Pfefferberg – am Rand von Berlin Mitte
Wir stehen im Hof einer ehemaligen Backsteinfabrik, vor unserem Hostel mit Namen „Das Pfefferbett“. Nach einem leckeren Frühstück machen wir uns nun, bei Sonnenschein, auf den Weg in das Grips-Theater, wo wir an einem Theaterworkshop teilnehmen wollen. Thema ist das Buch „Méto – Das Haus“ des französischen Autors Ives Grevet.

12.00 – Grips Theater
Wir sitzen in einem großen Raum, uns gegenüber Ives Grevet, aus dessen Buch wir die letzten drei Stunden Szenen analysiert und nachgestellt haben. Nun bekommen wir die Gelegenheit, dem Autor von internationaler Größe Fragen zu stellen und über die Thematik seines Buches zu philosophieren und zu diskutieren.

13.00 – Mühlenstraße an der Spree – Friedrichshain
Nach einem Besuch des türkischen Markts am Planufer in Kreuzberg laufen wir nun die Mühlenstraße an der „East Side Gallery“ entlang. Die Reste der Berliner Mauer, die von 1961-1989 die Stadt in zwei Hälften und zwei politische Welten trennte, sind über und über mit Graffitis und Bildern besprüht und bemalt. Bekannte Künstler wie auch einfache Straßenkünstler haben sich hier verewigt und eine schlichte Betonmauer zu einem einzigartigen Mahnmal werden lassen.

18.00 – Weinmeisterhaus – Berlin Mitte
„Literarischer Nachtsalon“
„Und das ist mein kleines Haus in Argentinien“, erzählt die argentinische Autorin Inés Garland, während sie uns einen kleinen Film über ihr Heimatland zeigt. Soeben hat sie eine Lesung zu ihrem Buch „Wie ein unsichtbares Band“ gegeben. Zuvor gab es eine Lesung und ein anschließendes Gespräch mit Andreas Schulz zu seinem Buch „Herr Ostertag macht Geräusche“. Mit den jeweiligen Thematiken des argentinischen Bürgerkrieges und Zeitreisen könnten die Bücher nicht unterschiedlicher sein, was diesen Abend jedoch nur noch interessanter macht.

14. September, 11.00 – Gendarmenmarkt – Berlin Mitte
Heute ist schon der letzte Tag unserer kurzen Reise und den wollen wir mit der Erkundung der Stadt verbringen. Gerade sind wir die Treppe des französischen Doms bis zur Aussichtsplattform  hinaufgestiegen, um danach auf dem roten Teppich, der auf den Stufen des Konzerthauses Berlins liegt, ein Gruppenbild zu machen. In einem kleinen Kiosk kaufen wir Postkarten und machen uns schließlich auf den Weg zum Holocaust-Mahnmal. Die grauen Betonklötze bilden ein seltsames Labyrinth und werfen dunkle Schatten. Zwar kann man, durch die gerade Anordnung, von jedem Punkt des Labyrinths aus einen Ausgang sehen, dennoch ist jeder ganz für sich zwischen den ein bis fünf Meter hohen Klötzen. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich mich verloren fühlen soll inmitten dieser grauen Quader oder durch sie geschützt vor fremden Blicken, in Ruhe in meinem Gedenken.

12.13 – Brandenburger Tor – Berlin Mitte
Wir stehen auf dem Pariser Platz, das Brandenburger Tor vor uns und ein Straßenkünstler an meinem Arm, der mir ein Henna-Tattoo aufmalt. Auf dem Platz tummeln sich Touristen aus aller Welt, und vereinzelt zwischen ihnen die als deutsche und amerikanische Soldaten verkleideten Schauspieler, die sich ein paar Münzen für Fotos mit ihnen dazuverdienen. Und tatsächlich stehen nicht wenige Japaner mit ihren iPads davor und knipsen wie wild drauf los. Direkt daneben steht eine Pferdekutsche mit einer Hochzeitsgesellschaft davor. Diese Stadt brummt nur so vor Leben an einem Samstagvormittag.

14.00 – Pfefferberg – Berlin Mitte
Nach einem Spaziergang über das Bundestagsgelände und weiter entlang am Ufer der Spree, an der Museumsinsel vorbei, sind wir nun wieder auf dem Pfefferberg angekommen. Wir stehen draußen auf dem Hof, neben uns unsere Taschen und Koffer. Zeit um „Tschüß“ zu sagen und in die schönste Stadt der Welt zurückzukehren.

 

Die Dame in den schwarzen ledernen Schnürschuhen

Dame mit SchnuerschuhenAltenheime in Deutschland

Die Geschichte der Dame in den ledernen schwarzen Schnürschuhen (siehe Bild links) wurde mithilfe meiner Erinnerungen an das Altenheim meiner Großmutter erschaffen. Als Kind konnte ich mir niemals vorstellen, in einem solchen Heim zu leben. Jedes Mal beim Betreten des sterilen, sauberen Gebäudes fühlte ich mich eingeengt, in einer seltsam gedämpften Stimmung. Ich empfand die Einrichtung als äußerst unpersönlich und unangenehm förmlich. Heute frage ich mich, warum dieses Gebäude so auf mich gewirkt hat und wie es hinter diesem unbestimmten Eindruck aussieht.

Vielen Einrichtungen für Altenbetreuung fehlt es an Personal, laut „Die Welt“ beschäftigt jedes vierte Heim zu wenig. Die Patienten aber müssen gepflegt werden, sie sind auf Unterstützung angewiesen. Doch in nicht seltenen Fällen werden sie ruhig gestellt, mit hohen Dosen  Psychopharmaka vollgepumpt, an Bett oder Rollstuhl fixiert. Die Versorgung der Menschen, die eigentlich Liebe und Zeit braucht, Medikamenten- und Essensvergabe, Waschen, Reden, Zuhören, geht schnell und unter Zeitdruck vonstatten, es versorgen häufig zwei Pfleger ca. 25 Bewohner.

Doch auch andere drastische Probleme gibt es in manchen Altenheimen. Gewichtsverluste durch unzureichende Ernährung, Wundliegen oder Unterernährung sind nur einige Beispiele. Umstände wie diese führten laut einem Bericht des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) zu einer Zahl von 10.000 Todesfällen im Jahr 2004 durch mangelhafte Versorgung.

Quellen:
http://www.welt.de/wirtschaft/article13638899/Korruption-und-Betrug-der-grosse-Altenheim-Report.html
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/probleme-bei-pflege-erneut-maengel-in-einem-seniorenheim-1.1062514
http://www.zdf.de/Volle-Kanne/Pflegenotstand-im-Altenheim-6871444.html


 

Interview mit einem Zivildienstleistenden einer Altenpflegeeinrichtung

Hier folgt ein Interview mit einem ehemaligen Zivildienstleistenden, damals 19 Jahre alt, der ein halbes Jahr in einer Altenpflege- und Wohneinrichtung Erfahrungen sammelte und über seine Zeit dort berichtet.

1. Was hatten Sie für Aufgaben in Ihrem Pflegebereich?

Ich war in der „Beschäftigungstherapie“ – also habe ich sehr verschiedene Tätigkeiten ausgeübt. Es gab jede Woche einen festen Wochenplan, der z.B. Kegeln, Singen oder Basteln für Senioren beinhaltete. Aber es gab auch jede Woche einen Markttag, an dem ich gehbehinderte Personen begleitet habe, ihre wöchentlichen Einkäufe zu tätigen. Zusätzlich war auch jeden Tag eine Zeit für „Bewohnerbesuche“ vorgesehen, bei denen ich z.B. mit den Senioren sprechen oder z.B. mit ihnen Gesellschaftsspiele spielen konnte. Außerdem gab es ca. alle zwei Monate einen Ausflug mit einem Kleinbus, bei dem ich gehbehinderten Personen die Mitfahrt ermöglicht habe.

2. Was für einen Eindruck hatten Sie von den Patienten?  Waren sie sich bewusst, wie sie gelebt haben? Haben sie es hingenommen, wie sie dort leben, leben müssen und behandelt werden, oder haben sie sich geäußert, sich bedankt oder beschwert, eine Rückmeldung gegeben…?

Es gab natürlich viele verschiedene Heimbewohner. Zu den fünf normalen Wohnbereichen gab es auch einen gesonderten Demenzbereich. Dieser wurde gesondert behandelt. Wer aber wollte, konnte auch unter Anleitung und besonderer Betreuung an den allgemeinen Aktivitäten in der Beschäftigungstherapie teilnehmen. Im Prinzip waren die Bewohner sehr gemischt. Jeder hatte seine eigene Vergangenheit und so auch seine persönlichen Eigenheiten. Körperlich waren die meisten Heimbewohner aber eher eingeschränkt. Als Mitarbeiter in der Beschäftigungstherapie hatte ich aber die Aufgabe, sowohl körperlich fitte Personen zu unterhalten als auch Besuche bei z.B. bettlägerigen Bewohnern durchzuführen, damit diese nicht in ihrem Zimmer vereinsamen. So hatte ich im Groben natürlich immer mehr Kontakt mit den Personen, die keine eigene Familie mehr hatten oder generell wenig Besuch bekamen. Zu den anderen Fragen lässt sich keine generelle Antwort formen, denn, wie gesagt, sind alle Heimbewohner sehr unterschiedlich in ihrem Auftreten und ihren Eigenheiten.

3. Hat das Arbeiten in dem Altenheim Ihre Sicht oder Ihr Verständnis auf das Thema Altenheime beeinflusst, hat es einen Eindruck auf Sie hinterlassen oder Sie Erfahrungen machen lassen

Ja, natürlich hat die Einsicht in den Betrieb eines Seniorenheims von innen meinen Eindruck verändert bzw. beeinflusst. Der größte Negativaspekt ist sicher der Kosten- und der damit verbundene Zeitdruck im Regelbetrieb. An allen Ecken und Enden muss gespart werden. Dies hat sich vor allem für mich darin bemerkbar gemacht, dass das Pflegepersonal z.T. extrem häufig gewechselt hat und damit die Stimmung unter den Bewohnern sehr beeinträchtigt war. Eine konstante Pfleger – Bewohner – Beziehung konnte nur in den seltensten Fällen aufgebaut werden. Allerdings ist in Zeiten, wo die Bevölkerung durchschnittlich immer älter wird, dabei aber auch immer weniger Kinder hat, ein Seniorenheim sehr wichtig. Viele Personen, die eventuell alleine zu Hause ohne die familiäre Unterstützung kaum zurecht kommen würden, können in einem solchen Heim durchaus den Anschluss zur Gesellschaft wahren. Aber meines Erachtens liegt die Zukunft vom Leben im Alter in kleinen Wohngemeinschaften, die z.B. täglich durch einen mobilen Pflegedienst unterstützt werden. Es liegen doch einfach zu große Nachteile in gewinnorientierten großen Pflegeheimen.

4. Gab es ein Erlebnis, das Sie nachhaltig geprägt hat?( Eine besondere Erfahrung, ein Moment, ein Gespräch, eine Begegnung…?) (positiv/negativ)

Das, was mich am meisten geprägt hat, war sicher der Umgang mit dem Personal. In einem halben Jahr Arbeitszeit habe ich ca. 20 Kündigungen bzw. eine Nichtverlängerung von Jahresverträgen mitbekommen. Es erschien so, als wäre es eine Masche, das Personal nur zwei Jahre in Zeitverträgen zu halten und Festanstellungen zu vermeiden, sodass die Leute nach spätestens zwei Jahren aus dem Betrieb entlassen wurden.

Außerdem war das wahnsinnig schlechte Großküchenessen eine Frechheit den Bewohnern gegenüber. Es war sehr durchgekocht, wurde morgens einfach aufgetaut und dann warm gemacht, das hätte man eigentlich nicht durchgehen lassen dürfen!

Positiv haben mich die Gespräche mit Bewohnern geprägt – die Bewohner waren zum Teil sehr interessante Menschen, mit denen man sich unterhalten und deren persönliche Lebensgeschichte man erfahren konnte. In Seniorenheimen kann man noch die letzten Zeitzeugen des Dritten Reiches antreffen. So hat man die Möglichkeit, spannende Gespräche und Erzählungen zu der Zeit zu führen. Es war schön, ihnen im Alltag zu helfen, zum Beispiel beim Einkaufen oder Ausflüge mit ihnen zu machen, was sie ohne mich nicht geschafft hätten.

5. Welche Probleme und Schwachstellen sehen Sie an der Einrichtung Altenheim?

Die Gewinnorientierung und die Größe solcher Betriebe. Mit der Pflege sollte kein Profit gemacht werden. Als erstes muss das schlecht bezahlte und meist unterbesetzte Personal darunter leiden. Danach kommen gleich die Bewohner, die sich immer wieder an neue Leute gewöhnen müssen und häufig wegen des Zeitdrucks nur sehr kurz betreut werden.

6. Wenn Sie die Möglichkeit hätten, was würden Sie an dem System und der Organisation der Altenheime ändern wollen?

–      kleinere Pflegebereiche

–      geschultes, angemessen bezahltes, festes Personal für feste Bereiche

–      keine Gewinnorientierung der Eigentümer

–      mehr Offenheit für neue Betreuungskonzepte

–      Gründung von Wohngemeinschaften für Senioren

–      mehr Pflegedienste zu Hause

People are different but people are people

The outback

It was the first weekend of summer 20 years ago and  Christmas holidays, and we were excited. Four good friends on their first road trip into the outback! No parents for a week! It was just my best friend Donovan ( the star rugby player ), Dani ( his nice but princess-like girlfriend ) Ruby ( my girlfriend and the school’s cleverest girl ) and me, Angelo. I’ve always been quite the worry wart, and I wasn’t sure this road trip was the best idea. Two guys and two girls – was this going to work in the outback? But it was summer and school was over, so I didn’t care. I should have. Four friends left together on that Sunday, and four friends returned to Sydney a week later. But not the same four people…

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Impressionen

Tierbegegnungen im Flachland von Holland

Starenschwarm

Sicher, gezielt und synchron, wie ein einziger Organismus fliegt ein Starenschwarm Runden und Kurven. Schwarze Silhouetten vor dem endlosen Himmelblau. Tauchen ein und verschwinden in den weiten Wiesen, zwischen sich biegenden Halmen.

Haubentaucher

Auf wogenden Wellen, vom Westwinde aufgebraust, wiegt ein Haubentaucher. Strenger, scharfer Blick, braun-rotes Kleid, prächtige Haube. Er taucht unter. Ein Schwung und er ist weg. Weg von seiner Umgebung, dem rauschenden Wind, dem ewig raschelnden Schilf. Ist in einer versunkenen, unberührten Welt der Stille, unter Wasser.

Austernfischer

Ein kleiner schwarzer Kopf, ein grellroter Schnabel stechen hervor aus dem satten, gesunden Wiesengrün. Leuchtend, deplatziert und ungelenk, ein Austernfischer inmitten der grünen Weiten.

Schnecke

Hinterlässt schleimige, schillernde Spur auf nassem Asphalt.

Pferdefohlen

Auf ungelenken Beinen stehen dünne, zerbrechliche Fohlen auf der Weide. Neben ihren mit Muskelsträngen übersäten, kräftigen, sicheren Muttertieren, staksen sie hin und her.